Die gute Stube

Viele NäherInnen haben gewiss schon die Erfahrung gemacht, dass die Leidenschaft für Stoffe vor allem zwei Dinge braucht: Geduld und Platz. Um in das Thema Nähen reinschnuppern zu können, ist es nicht zwingend notwendig, gleich zu Beginn viel Geld zu investieren. Aber schon ab dem ersten Projekt erkennt man, dass man viel Raum braucht, um sich dem Stoff widmen zu können: Angefangen beim Zuschnitt, für den man eine gerade, freie Fläche braucht um akkurate Schnittteile sicherzustellen über das Nähen selbst bis hin zur Lagerung der diversen Näh-Zutaten sieht man, dass es ohne ausreichend Platz nicht geht.

Als ich vor mittlerweile fast 4 Jahren mit dem Nähen begonnen habe, habe ich den Zuschnitt spätnachtens auf dem Couchtisch im Wohnzimmer gemacht. Das bedeutete damals, Stoffe, Schnittmuster, Schere etc. hervorzuräumen, den Zuschnitt vorzunehmen und danach alles wieder wegzuräumen, damit die Kinder am folgenden Tag keine Nachbearbeitung meiner Projekte vornehmen konnten. Das war auf Dauer zeitlich aufwändig – nicht zuletzt dankte es mir aber auch mein Kreuz, dass ich diesen Zustand änderte und den Zuschnitt nicht mehr in verrenkter Haltung vornehmen wollte.

Sobald klar war, dass mich das Nähen so schnell nicht loslassen würde, beschloss ich, einen Teil des Schreibtisches in unserem Arbeitszimmer dauerhaft für Nähmaschine und Co zu reservieren. Um alle Utensilien immer griffbereit zu haben, kaufte ich mir den nach wie vor heißgeliebten Servierwagen Raskog von IKEA. Das mit Rollen ausgestattete Raumwunder bietet unglaublich viel Platz für sämtliches Material und ist dank der drei Etagen dabei auch noch übersichtlich.       

Wer sein Ziel weit steckt,
hat viel Raum zu wachsen.
Silvia Schubert

Doch auch der Schreibtisch war schlussendlich nicht genug – nachdem die Regale im Arbeitszimmer und zuletzt sogar der Platz unterhalb des Schreibtisches mit Kisten voller Stoffen zugepflastert wurde, zog mein geliebter Gatte die Reißleine und bot mir an, im Kellergeschoß einen im wahrsten Sinne des Wortes „Raum zur Entfaltung“ zu gestalten.

              

Auf ca. 10 m² habe ich nun mein Näh-Reich nach meinen eigenen Bedürfnissen eingerichtet und habe dabei die eine oder andere Erfahrung der letzten Jahre berücksichtigt. Kommt mit und seht euch meinen Kraftraum an:

Hier seht ihr eine Halbtotale meiner guten Stube: Bestimmend sind der große, von drei Seiten zugängliche Arbeitstisch sowie das offene Regal, das eine gute Übersicht über den aktuellen Stoff-Bestand erlaubt.

Auf der anderen Wandseite hängt seit Kurzem ein herrlich praktischer Klapptisch, der bei Bedarf Platz für schnelle Bügelarbeiten bietet. Auch die Schneidematte kann ggf. hier in angenehmer Arbeitshöhe für den Zuschnitt genutzt werden.  Dahinter seht ihr meine stille Begleiterin Ursi – den Namen hat die in der Größe und Höhe verstellbare Schneiderpuppe von meiner jüngeren Tochter erhalten.  Unterhalb des Klapptisches schick versteckt befindet sich ein Laptop, mit dessen Hilfe ich im Internet Nähvideos bzw. Tutorials für div. Projekte ansehe. Das hübsche Täschchen war eine Gemeinschaftsidee von meinem Gatten und mir und hat gleich wieder einen praktikablen Anlass fürs Nähen geliefert: Im unteren Bereich lässt sich der Kabelsalat verstauen, im oberen Fach befindet sich der Laptop.

Bei der Anprobe von selbstgenähten Lieblingsstücken  sind die beiden Spiegel praktisch, die sich hinter der Tür befinden. An dieser Stelle zeige ich auch nochmals mein mobiles Lager von beiden Seiten: Es beinhaltet unter anderem  Scheren, Bänder, Nähgarn und Zipper.

Mein zwei Brother-Nähmaschinen haben am Schreibtisch einen fixen Platz:

Der aktuelle Trend aus Dänemark – Hygge – sagt ja aus, man soll sich mit schönen Dingen umgeben, um das Leben genießen zu können. Diesen Rat hab ich mir gern zu Herzen genommen und mir am Computer „Motivationssprüche“  designt und in hübschen Rahmen aufgehängt. Gleich nebenan verwende ich mit Stoff überzogene Korkuntersetzer als Pinnwände.

Um rasch die richtige Garnfarbe zur Hand zu haben, habe ich zwei Garnrollenhalter an der Wand montiert, die meiner Meinung nach sowohl praktisch als auch hübsch sind.  Den Garnrollenhalter für die kleinen Rollen habe ich um günstiges Geld bei  Buttinette entdeckt und selbst mit weißer Holzfarbe lackiert. Unterhalb seht ihr noch einige der Schnittmusterrollen, die ich in einer Tonne aufbewahre.

Und schlussendlich könnt ihr hier noch einen Blick auf mein Stofflager werfen, das Bündchen, Jersey und Frottee beinhaltet. Ich liebe es, die wunderbaren Motive immer in Sichtweite zu haben und passende Kombinationen somit sehr rasch wählen zu können. Leider kann ich nie genug vom Stoff haben: Noch viele weitere Stoffe wie Baumwolle, Fleece aber auch Kunstleder oder Tüll sind in div. Kisten verstaut und warten darauf, verarbeitet zu werden.

Mein Fazit: Ein eigenes Nähzimmer ist kein Muss, bietet aber viele Annehmlichkeiten und erfreut vor allem auch das Herz.

In diesem Sinne wünsche ich euch viele glückliche Nähmomente!

-lichst,

eure Astrid Bauer